S A R S

Severe Acute Respiratory Syndrom...
(Oder auch : Schweres Akutes Atemnotsyndrom)

U04.9

SARS

J17.1*

Pneumonie bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten

....ist eine Art virusbedingter, atypischer Lungenentzündung mit einer Reihe
verschiedener
Zusatzsymptome, die alle gemeinsam, einzeln oder
auch gar nicht vorkommen können.


1. History

Der Ursprung von SARS liegt vermutlich in Guangdong,
einer südchinesischen Provinz, in welcher schon etwa
seit November 2002 sich offenbar epidemisch ausbreitende
Anhäufungen atypischer Lungenentzündungen registriert wurden,
welche dann vermutlich von einem infizierten 64 jährigen Arzt
zunächst weiter nach Hongkong eingeschleppt wurde.
Der Mediziner selbst ist zwischenzeitlich an der Erkrankung verstorben,
die sich mittlerweile durch Fernreiseverkehr weltweit verbreitet haben soll.
Das gleiche Schicksal ereilte leider auch den WHO Infektions-Experten
Dr. Carlo Urbani, den offiziellen Entdecker des vermutlichen Erregers von SARS.

Nach einer Notiz des WHO (World Health Organisation)
sollen dort bis zum 15.03.2003 weltweit bereits mehr als 150 Fälle von SARS
offiziell gemeldet worden sein. Die Dunkelziffer
mag noch erheblich höher liegen. Oft tritt die Erkrankung in minder
schweren Fällen auch viel weniger spektakulär in einer eher
grippeähnlichen Verlaufsform mit nur schwacher Symptomatik auf
und wird nach Abklingen der Beschwerden nicht weiter beachtet.

Mit Stand vom 08.04.2003 lag die Gesamtzahl bei 2671 akuten
gemeldeten Fällen und die Zahl der letalen Verläufe bei 103 Opfern.
Alleine aus China stammen 1279 Fälle, das sind immerhin
rund 48% vom Gesamtanteil.

Zudem sollen nach einer Meldung des Magazins Stern in Peking
bisher wesentlich mehr Todesfälle aufgetreten sein, als bisher zugegeben wurde.
China bedauerte jüngst, dass die lokalen Behörden
eine rechtzeitige und angemessene Warnung versäumt
und damit zur weltweiten Verbreitung beigetragen hätten.

Auch in Deutschland sind eine Reihe von SARS Verdachtsfällen aufgetaucht,
wobei ein Arzt mit seiner Familie unter den Passagieren
einer Linienmaschine auf dem Frankfurter Flughafen Mitte März 2003
und ein 72-jähriger Rentner aus Hattingen für Schlagzeilen sorgten.
Alle Personen mit Symptomen wurden sofort isoliert
und sollen mittlerweile ausser Gefahr sein.
In den meisten Fällen erwies sich der SARS Alarm
jedoch als völlig unbegründet.

Letzter Stand: 10. April 2003


2. Symptome

 

Die Krankheitsmerkmale können je nach Immunsystem
der Patienten sowohl verschieden stark ausgeprägt sein
als auch in ihrer Zusammenstellung gewaltig variieren.

Kardinalsymptome sind:

 

1. Hohes Fieber
(über 38 Grad Celsius)

 

2. Atemnot (Dyspnoe),
(Hecheln, schweres Atmen, Kurzatmigkeit,
zuweilen auch in Kombination mit
erstmalig auftretendem Asthma)

 

3. Halsschmerzen

 

4. Schwerer Husten.
(Nicht chronisch!)

 

 


Für eine fundierte Verdachtsdiagnose sollten
mindestens 3 der oben genannten 4 genannten
Symptome deutlich ausgeprägt sein.

Außerdem ist nach Empfehlung der WHO
für einen
ausreichenden Verdacht notwendig,
dass enge Kontakte mit infizierten Personen,
deren Körperflüssigkeiten,
oder ein Aufenthalt innerhalb von 10 Tagen
vor Beginn der Symptome innerhalb einer Region,
in der nachweislich SARS Infektionen
stattgefunden haben.


Zusätzlich können allgemeine,
grippale Symptome hinzukommen wie:

 

Kopfschmerzen,

Schweißausbrüche,

Muskelverspannungen (Spasmen)

Muskelsteife (Rigor)

Durchfall (Diarrhoen)

Verwirrtheitszustände

Appetitlosigkeit

Exzeme und sonstige Hautausschläge

Allgemeines Unwohlsein
(Bis hin zu schwerem Krankheitsgefühl)


3. Erreger und Übertragung:

Die Mechanismen der Übertragung sind noch nicht endgültig geklärt.

Hauptübertragungsweg ist vermutlich eine Tröpfcheninfektion.
Diese kann über den Atemtrakt (Nase, Mund) zum Beispiel
durch Küssen, Anhusten etc.oder auch durch direkten Austausch
von Körperflüssigkeiten erfolgen.


Eine Übertragung über den
reinen Luftweg,
zum Beispiel durch Lüftungsschächte oder Klimaanlagen,
erschien bislang eher
unwahrscheinlich, wenn auch
nicht völlig ausgeschlossen.


Denn:
Immer wieder wurden in China
auch ganze Wohnblocks epedimieähnlich befallen,
so dass ausser der gesicherten Direktübertragung
zwischen Einzelpersonen auch noch ein anderer Weg
in Frage kommen muss!........


Eine denkbare Möglichkeit sind Kakerlaken, die nach
einem Verdacht chinesischer Experten
infizierte Küchenabfälle
in Wohnblöcken über die Müllentsorgungssysteme etc.
von einem Appartment ins nächste transportieren könnten,
und so für eine rasche,flächendeckende Verbreitung sorgen.

Das gleiche Prinzip mag auch für Nagetiere wie Ratten und Mäuse
gelten , die sich bekanntlich in diesen Systemen aufhalten
und auch eine direkte Übertragung ins Blut durch
Stechinsekten
oder andere blutsaugende Parasiten sollte man zumindest in Erwägung ziehen.

Ausserdem kann mittlerweile auch eine Verbreitung über die
Trink- und Abwassersysteme selbst sowie die Luft
aus Klimaanlagen nicht mehr sicher ausgeschlossen werden.


Anm.:

So wurde ja auch vor einiger Zeit die bis dahin ausschließlich Zecken
zugeschriebene Übertragung von Hirnhautentzündungen und Borreliosen,
sowie noch einer Reihe anderer Infektionen
(Pasteurella, Rickettsien,Springseuche, Beibesien und Theileria)
durch Stechmücken und Bremsen entdeckt.
Gleiches könnte unter bestimmten Rahmenbedingungen
für SARS und sogar für HIV-Infektionen gelten......

Zudem sind spezielle Übertragungswege auf öffentlichen Toiletten,
Badeanstalten, Saunas, Arzt- und Zahnarztpraxen, Kliniken, Altersheimen
und durch ungenügend sterilisierte Instrumente denkbar,
wie sie leider immer wie
der beim Ohrlochstechen und Tätowieren
verwendet werden.

Der Technodoctor


Anfangs wurde vermutet, dass es sich um ein
Paramyxovirus (wie bei RS, Mums, Masern) handeln könnte.

Nach neueren Erkenntnissen nimmt man nun jedoch an,
dass SARS von einem bisher noch
nicht identifizierten CORONA - Virus ausgelöst wird.
Diese Virenart ist für rund 30% aller Erkältungskrankheiten verantwortlich

Vermutlich stammt das Virus ursprünglich aus tierischen Umfeld,
da Coronaviren in der Tierwelt weit verbreitet sind.
Man kannte bisher 3 Untergruppen, deren Genome allerdings
nicht mit dem des SARS Erregers identisch sind.
Man geht daher von einer völlig neuen 4. Untergruppe aus,
deren Genese allerdings noch völlig im Dunkel liegt.

Kanadischen Forschern in Vancouver/Atlanta/Washington
gelang nun offenbar die komplette Entschlüsselung des SARS-Genoms.
Am 12. April publizierten sie noch vor den Centers of Disease Control
and Prevention (CDC) einen ersten Entwurf
von der Nukleotidsequenz des SARS Virus
Die Forscher um Marco Marra am Kanadischen Krebsforschungszentrum
in Vancouver hatten nach mehrtägiger Arbeit ihre Ergebnisse
am 12. April vorgestellt. Die CDC zogen am 13. April nach.


Mehr: http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=12306


Die Ursprünge der ersten Übertragung auf den Menschen wurden
daher auf Wochen- und Straßenmärkten mit Lebensmitteln
und lebenden Käfigtieren vermutet, aber auch in Restaurants,
in deren Küchen lebende Tiere mit ihren Käfigen oft
in direkter Nähe von Lebensmitteln und Speisen plaziert sind.
Man vermutet, dass Spuren infizierter Exkremente auf diese Art
unbemerkt in die Nahrungskette des Menschen gelangt sind
und die enthaltenen Viren ähnlich wie seinerzeit bei HIV
durch Mutation auf diesen überspringen konnten.


Anm.:

Laut Professor.H.W. Doerr, Direktor des Instituts für medizinische Virologie
am Klinikum Frankfurt/Main, sind die Paramyxoviren aber noch keineswegs
aus dem Rennen. Er vermutet vielmehr, dass es sich beim SARS
auch um eine durch beide Virenarten gemeinsam hervorgerufene
Koinfektion handeln könnte, wie sie zum Beispiel von der Hepatitis Delta
her bekannt ist. Dies ist eine sehr seltene Hepatitismischinfektion
mit Hepatitis D- und Hepatitis B-Viren

Quelle: Deutsches Ärzteblatt /Jg100/Heft 14/4.April 2003



4. Diagnose und Therapie

 

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung soll der Erreger ausserhalb
des befallenen Organismus nur wenige Stunden virulent bleiben
und dann zerstört werden.
Infizierte Personen ohne Ausprägung deutlicher Symptomatik gelten
als nicht infektiös und müssen demnach auch nicht isoliert werden.
Sollte sich aber innerhalb von 10 Tagen nach einer möglichen Ansteckung,
wie Kontakt mit Infizierten oder Aufenthalt in einem epedimiologisch
relevanten Gebiet, auch nur eines der o.g. Symptome (1-4) entwickeln,
sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Die Diagnose leitet sich aus dem klinischen Bild ab
und erfolgt weitgehend symptomatisch basiert.
Dazu kommen Hinweise des Patienten zur Anamnese (Vorgeschichte)
und eine dazu passende Inkubationszeit von 2-7 Tagen.
Neuerdings soll auch ein Virennachweis möglich sein, ist aber
zumindest solange noch mit Vorsicht zu genießen,
wie keine sichere Identifikation des Erregers vorliegt.

Eine spezifische Therapie gibt es nicht!

Ähnlich wie bei Virusgrippen ist man haupsächlich auf symptomatische,
und je nach Schwere der Erkrankung noch auf zusätzliche,
intensivmedizinische Versorgung der Patienten angewiesen.
Es gibt zwar Ansätze mit Ribavirin (
REBETOL ® ),
wie es auch bei Hepatitis C eingesetzt wird, jedoch wurden damit
bisher ausser einer gewissen Verlaufsmilderung noch keine
reproduzierbaren, signifikanten Therapieerfolge erzielt.

Dies alles darf zur Zeit ausschließlich nur auf Isolierstationen
und unter Verwendung von Schutzanzügen mit Respiratoren
erfolgen und ist natürlich meldepflichtig.


5. Prognose und Prophylaxe

Ist die Erkrankung im Normalfall ohne Komplikationen einmal überstanden,
muß in der Regel nicht mit weiteren Folgeschäden gerechnet werden.
Bei Menschen mit Vorbelastungen wären jedoch auch bleibende Organschäden
wie Lungenisuffizienz und Myocarditis denkbar, wie dies bekanntlich auch
bei einer verschleppten Grippe möglich ist. Spezifische Schädigungen anderer
Organe, des Gehirns und der Keimbahnen durch das Virus sind nicht bekannt.
Auch Erkenntnisse bezüglich einer möglichen Fruchtschädigung
in der Schwangerschaft liegen bisher noch nicht vor.

Die Letalitätsrate berägt nach bisherigen Erkenntnissen
nur 3-5 % und liegt damit deutlich niedriger als bei typischen
Lungenentzündungen in Krankenhäusern (10%) !!!

 

Sinnvolle Vorbeugung kann bisher nur durch das Vermeiden von
Menschenansammlungen in gefährdeten Gebieten, vor allem in
engen Räumen, Märkten, öffentlichen Verkehrsmitteln
und der zusätzlichen Verwendung eines guten Nasen-Mundschutzes erfolgen.
Zwar können die handelsüblichen Produkte Viren nicht komplett
abfangen, deren relative Anzahl in der Atemluft wird aber deutlich reduziert,
und damit das tatsächliche Infektionsrisiko gesenkt.

Sowohl die WHO als auch das Auswärtige Amt raten zum jetzigen Zeitpunkt
von Reisen in die Risikogebiete HongKong und Guangdong ab.
Andere Gebiete sind jedoch im Moment von diesen Empfehlungen
noch nicht betroffen. Nur das US-amerikanische CDC warnt generell
vor Reisen nach China, Singapur und Hanoi.


Mehr über dieses Thema erfahren Sie
unter anderem bei folgenden Links:

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=12306

http://www.who.int/csr/sars/en/

http://meds.queensu.ca/medicine/subpages/SARS.html

http://www.medizin-forum.de/


http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/gesundheitsdienst/merkblatt/sars_html

http://www.rki.de/INFEKT/INFEKT.HTM?/INFEKT/ARSUU.HTM&1

 

AKTUELLE NEWS:

http://www.medicine-worldwide.ch/krankheiten/infektionskrankheiten

Die allgemeine Klassifizierung von Krankheiten nach ICD 10 finden Sie hier:
DIMDI - ICD-10-GM Vorabversion 2010


Meine Meinung:

Wie schon so oft, entwickelt sich auch hier wieder
einmal mehr ein gefundenes Fressen für die Sensationspresse.
Katastrophen aller Art verkaufen sich gut,
und sowohl die Einschaltquoten von Fernsehberichten als auch
die aktuellen Auflagenzahlen der Printmedien sprechen
eine deutliche Sprache:

Das Geschäft mit der Angst boomt!

Natürlich darf man nicht vergessen, dass sich hier zweifellos
um eine neue, noch recht unbekannte Gefahr handelt ,
die natürlich, sollte sie eskalieren, auch unser aller Leben bedrohen kann.
Und schließlich, um noch einen Knaller draufzusetzen, ist sogar schon
der Entdecker des vermeintlichen Erregers selbst ausgerechnet
an den Folgen einer SARS-Infektion verstorben.

All dies sollte Sie aber nicht davon abhalten,
sich auch hier eine Reihe vernünftiger Relationen klar zu machen,
bevor Sie in Panik ausbrechen und mit Atemmasken

durch die Straßen geistern.

An der Erkrankung sterben statistisch gesehen und nach bisherigen
Erkenntnissen nur 3-5% aller weltweit erkrankten Personen.
Und diese haben sich zunächst einmal grundsätzlich in nominal
verseuchten Gebieten mit einer hohen Keimrate und miserablen
Hygieneverhältnissen befunden, oder sogar beruflich
mit dem Erreger zu tun gehabt.

Menschen mit einem nicht intakten Immunsystem sind
dabei prinzipiell anfälliger für Infektionen schlechthin.
Das gilt für eine handfeste Grippe oder eine Fußpilzerkrankung
genauso wie für HIV, Hepatitis oder SARS.
Die Prophylaxe sollte also in erster Linie in einer ausgewogenen,
gesunden Lebensweise mit möglichst wenig Genußgiften
wie Alkohol, Nikotin oder sonstigen Drogen bestehen.
Zudem sollten Reisen in Seuchengebiete vermieden werden.
Treten ohne besonderen Grund plötzlich das eine oder andere
genannte Symptom einer Infektion auf,
bitte nicht gleich an SARS denken....

Erinnern Sie sich noch......?
Als damals HIV noch neu war, grassierte sofort
eine panische Angst vor jedem Pickelchen, Hautveränderungen,
Fieber und ganz besonders Durchfällen aller Art.
Jeder dachte sofort, dass es ihn nun auch erwischt hätte und bereute plötzlich
innigst den eigentlich schon längst vergessenen (wenn auch sehr schönen)
letzten Seitensprung .......

Machen Sie also nicht die gleichen Fehler mit SARS!
Wenn all diese Nachrichten einige Wochen vorher in die Medien
gelangt wären, hätte wohl so mancher seine gewohnte Frühlingsgrippe
in der Isolierstation kurieren lassen...........

Bitte beachten Sie hierzu auch meinen Beitrag:

Profitable Infektionen

Na dann: Gute Besserung, oder bleiben Sie einfach gesund!


DER TECHNODOCTOR


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